Busdrehscheibe: Kaiser-Josef-Platz alternativlos
Dabei haben die von der EWW AG beauftragten SachverstĂ€ndigen festgestellt, dass das Rendezvoussystem den höchsten Komfort fĂŒr die FahrgĂ€ste bietet, da gerade bei der Notwendigkeit eines Umsteigens die kĂŒrzesten Wartezeiten anfallen.
Auf dieser Basis haben daher, im Auftrag der Stadt Wels und nach einer magistratsinternen PrĂŒfung, externe Spezialisten fĂŒr den öffentlichen Personennahverkehr zahlreiche Varianten fĂŒr eine Verlegung der Busdrehscheibe der Wels Linien ĂŒberprĂŒft.
Nachfolgende Standorte wurden ĂŒberprĂŒft und verworfen:
- Standort Lokalbahnhof: Dieser Standort liegt zu weit im Westen, weshalb ein Rendezvousverkehr nicht umsetzbar ist.
- Standort Eyblparkplatz: Dieser Standort ist nicht im Eigentum der Stadt Wels und steht auch nicht zum Verkauf.
- Standort RablstraĂe: Dieser Standort scheidet aufgrund der fehlenden PlatzkapazitĂ€ten aus.
- Standort mittlerer Kaiser-Josef-Platz: Dieser Standort ist aufgrund der Hauseinfahrten und -ausfahrten nicht verwirklichbar.
- Standort: Hauptbahnhof Nord: Dieser Standort scheidet wegen fehlender PlatzkapazitÀten aus.
- Standort gegenĂŒber Altem Schlachthof: Dieser Standort liegt zu weit im Westen fĂŒr einen Rendezvousverkehr und hat keine ausreichenden PlatzkapazitĂ€ten.
- Standort Busbahnhof: Dieser Standort wurde einer intensiven, auch externen PrĂŒfung in mehreren Varianten unterzogen.
Es ergaben sich nachstehende Erkenntnisse:
VorĂŒberlegungen und Grundlagen
Dipl.-Ing. Helmut Koch (BĂŒro fĂŒr Verkehrsplanung komobile, Gmunden) und Dipl.-Geogr. Stephan L. Kroll (NahverkehrsBeratung SĂŒdwest, Heidelberg, Deutschland) hatten sich bereits im Vorfeld mit dem Welser Liniennetz auseinandergesetzt. Beim Gutachten gingen sie einerseits von der Beibehaltung des Rendezvousverkehrs und andererseits bei einer Verlegung zum Hauptbahnhof von neun benötigten Bussteigen fĂŒr die Wels Linien aus: Acht gibt es bereits jetzt am Kaiser-Josef-Platz (KJ), dazu kĂ€me ein weiterer fĂŒr die Linien 14 beziehungsweise 15. Die BuslĂ€nge wurde mit 18 Metern angenommen. Dazu kĂ€men die bestehenden sieben weiteren Anlegeleisten und vier AufstellflĂ€chen fĂŒr die Regionalbusse.
Zu einer etwaigen Verlegung der Busdrehscheibe (âRendezvoushaltâ) vom KJ zum Hauptbahnhof kamen die Experten zusammengefasst zu folgendem Ergebnis:
Eine Verschiebung des zentralen Rendezvoushaltes vom Kaiser-Josef-Platz zum Bahnhof ist unter Beibehaltung der derzeitigen LinienfĂŒhrung aus unterschiedlichen â nachstehend bei den einzelnen Varianten angefĂŒhrten GrĂŒnden â nicht möglich.
Die einzelnen Varianten
A) FlĂ€che des ehemaligen Bahnhofspostamtes: Zwar wĂ€re diese Variante aus Sicht der Gutachter als einzige funktionell ĂŒberzeugend: Eine SĂ€gezahnaufstellung wie am KJ ginge sich sogar mit zehn Bussteigen aus, und fĂŒr die An- und Abfahrt sowie eine Umkehr der Busse wĂ€re ausreichend Platz. Im Falle einer möglichen Realisierung könnten die Regionalbusse auf diesen neuen Standort ausweichen und die Wels Linien das bestehende Terminal nutzen. Das Problem ist allerdings, dass die im Besitz der ĂBB befindliche FlĂ€che nicht verfĂŒgbar ist.
B) Aufstellung entlang der BahnhofstraĂe: Hier gingen sich acht Bussteige entlang des StraĂenzuges aus. Diese könnten allerdings nur Richtung Westen an- und abfahren, das ergibt Platzprobleme aufgrund der Wendekreise der 18-Meter-Busse. DarĂŒber hinaus wĂ€ren die Auflassung der Kurzparkzone und des Taxistandes sowie die Rodung einer Baumreihe nötig. Aus Sicht der Gutachter ist diese Variante funktionell unbefriedigend: Die Busse stĂŒnden mit dem Heck zum Bahnhof, sodass die FahrgĂ€ste die Linien nicht erkennen könnten. Dazu kĂ€men lange Umsteigewege und eine schlechte Orientierbarkeit beim Umsteigen. Diese Varianten ist aus fachlicher Sicht in mehrfacher Hinsicht abzulehnen.
Die folgenden fĂŒnf Lösungen bieten aus Sicht der Gutachter zu wenig GesamtkapazitĂ€t:
C) Busterminal â Rendezvoushalt wie am KJ (Ăberlagerung): In dieser Darstellung wird die momentane Situation am KJ aufgrund geĂ€nderter Richtlinien leicht vergröĂert und an den Ort des momentanen Busterminals am Bahnhof ĂŒbertragen. Bei dieser Lösung wĂ€re fĂŒr die Regionalbuslinien kein und fĂŒr die Wels Linien zu wenig Platz. Zudem wĂ€ren schwere Eingriffe in bestehende Bausubstanz nötig: Betroffen wĂ€ren der Ăbergang zum Bahnhof, der Zugang zur Tiefgarage und â bei zehn statt acht Bussteigen â auch ein Teil des BahnhofCity-GebĂ€udes. Diese Variante scheidet daher aus PlatzgrĂŒnden aus.
D) Busterminal â Parallele Aufstellung: Als Vorbild diente das Bahnhofs-Busterminal vor dem Umbau zur aktuellen Situation. Hier hĂ€tten jeweils vier Mal drei Bussteige in SĂ€gezahnaufstellung Platz. In diesem Fall könnte der BahnhofsĂŒbergang bestehen bleiben. FĂŒr diese Variante mĂŒsste allerdings in die Statik von bestehenden Bauwerken (u.a. der Tiefgarage) eingriffen werden. Zudem wĂ€re die Rodung einer historischen Platanenallee nötig. Diese Variante scheidet daher aus PlatzgrĂŒnden aus.
E) Busterminal â SchrĂ€gaufstellung Ausrichtung SĂŒdosten: Der Hauptteil der Bussteige lĂ€ge hier jeweils zu zweit hintereinander Richtung SĂŒdosten, zwölf bis 13 Busse kĂ€men unter. Dies reicht fĂŒr die Linie Wels verbunden mit den ĂŒberregionalen Linien platzmĂ€Ăig nicht aus. ZusĂ€tzlich zu den ungĂŒnstigen Geh- und UmsteigverhĂ€ltnissen fĂŒr die FahrgĂ€ste mĂŒssten die Busse beim Zufahren nach dem Kreisverkehr links einbiegen, was vor allem zu StoĂzeiten problematisch wĂ€re. Diese Variante scheidet daher aus PlatzgrĂŒnden aus.
F) Busterminal â SchrĂ€gaufstellung Ausrichtung SĂŒdwesten: Hier wĂ€re der Hauptteil der Bussteige jeweils zu zweit hintereinander Richtung SĂŒdwesten ausgerichtet, zehn bis elf Busse hĂ€tten Platz. Dies reicht fĂŒr die Linie Wels verbunden mit den ĂŒberregionalen Linien platzmĂ€Ăig nicht aus. Auch hier wĂ€ren die Geh- und UmsteigverhĂ€ltnisse fĂŒr die FahrgĂ€ste problematisch. Diese Variante scheidet daher aus PlatzgrĂŒnden aus.
G) Regionallinien im Norden am ehemaligen Pendlerparkplatz der ĂBB: Insgesamt wĂ€ren am ehemaligen Pendlerparkplatz zwei Bussteige fĂŒr je zwei Busse möglich. Man mĂŒsste jedoch zwei Fahrbahnhaltestellen verschieben, die ohnedies gerade im Zuge der Fertigstellung des Parkdecks umgebaut wurden. Der Weg fĂŒr die FahrgĂ€ste wĂŒrde sich dadurch verlĂ€ngern. Zudem mĂŒssten die Busse beim Abfahren den Geh- und Radweg in der GĂ€rtnerstraĂe ĂŒberqueren. Diese Variante bietet ebenfalls zu wenig GesamtkapazitĂ€t.
Fazit
Ein alternativer Standort fĂŒr die Rendezvoushaltestelle am Kaiser Josef Platz ist daher nicht gegeben bzw. nicht verfĂŒgbar.
Weitere Vorgehensweise
In einem weiteren Schritt sollen nun die Anforderungen und Grundlagen fĂŒr den Planungswettbewerb erarbeitet werden, wobei die Ergebnisse des BĂŒrgerrates miteinbezogen werden. In der Folge sollen diese Grundlagen nochmals im Rahmen eines BĂŒrgerbeteiligungsprozesses evaluiert werden. Anfang nĂ€chsten Jahres soll dann die Wettbewerbsphase starten.
Mitte des Jahres 2020 sollen die EntwĂŒrfe als Basis fĂŒr die Entscheidung des zur Verwirklichung gelangenden Entwurfes vorliegen.
Zitate
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âEine Busdrehscheibe sollte zentral und fĂŒr jeden leicht erreichbar sein. Beide Punkte erfĂŒllt der Standort am Kaiser-Josef Platz optimal. UnabhĂ€ngige Gutachter haben nun nochmals bestĂ€tigt, dass der alte Standort am besten geeignet ist. Jetzt geht es um eine attraktive Gestaltung des KJs. Wir wollen fĂŒr den KJ einen WOW-Effekt erzielen.â
Verkehrsstadtrat Klaus Hoflehner: âDie oftmalige genaue ĂberprĂŒfung vieler potentieller Standorte im Verlauf der letzten Jahre hat nun ein endgĂŒltiges Ergebnis erbracht. Angesichts der Faktenlage ist klar, dass diese Entscheidung gefallen ist. Ich begrĂŒĂe daher die breite Zustimmung."
Stadtrat Peter Lehner (Bauen und Stadtentwicklung): âAls Planungsreferent fordere ich als Konsequenz der Standortentscheidung, dass nun ein MobilitĂ€tskonzept fĂŒr die Stadt und ein Gestaltungswettbewerb fĂŒr den KJ und die umliegenden Bereiche ausgelobt werden. Insbesondere die geplante Bebauung am östlichen Ende des KJ und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sind dabei zu berĂŒcksichtigen. In Richtung BahnhofsstraĂe und Pfarrgasse sind entsprechende Impulse fĂŒr eine Belebung und QualitĂ€tssteigerung zu setzen.â
Im Bild (v.l.):
Verkehrsstadtrat Klaus Hoflehner, BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl und Stadtrat Peter Lehner (Bauen und Stadtentwicklung).