Burggarten
In der südöstlichsten Ecke der Altstadt von Wels gelegen, kann der Burggarten und die als Kultur- und Veranstaltungszentrum adaptierte Burg durch drei Tore, vom Stadtplatz im Norden, von der Adlerstraße im Osten und von der Burggasse im Westen, betreten werden.
Die Freiräume der ehemaligen kaiserlichen Burg bestehen aus dem Burghof und dem Garten mit einer erhöhten, schmalen Terrasse an der östlichen Einfriedungsmauer.
Die überregionale Besonderheit des Gartens liegt in seiner platzartigen Anlage, der Begrenzung durch prunkvoll ausgeführte Rückseiten alter Bürgerhäuser an den Ost- und Nordseiten.

Die Wege- beziehungsweise Gartenorganisation wurde im Laufe der letzten hundert Jahre mehrmals verändert. Das Wegeachsenkreuz mit dem Brunnen teilt die Gartenfläche seit 1983 in vier Rasenflächen. Die eher umständliche Erschließung des Gartens vom Stadtplatz her geht auf diese Umgestaltung zurück. Die in den Rasenflächen aufgestellten Statuen entstammen dem 1966 demolierten Barockschloss Eisenfeld bei Wels.
Das heutige Erscheinungsbild der zentralen Rasenflächen mit dem "Blumenwirbel" wurde anlässlich der Landesgartenschau 1997 hergestellt (s.Geschichte des Burggartens). Der in der nordwestlichen Ecke des Gartens gepflanzte Taubenbaum (Davidia involucrata var. Vilmoriniana aus der Familie der Tupelo-baum-Gewächse) ist eine Rarität, die mit weißer Blütenpracht im Mai bis Juni erfreut.
Ein Kleinkinderspielplatz befindet sich an der Ostseite des Gartens im Bereich der erhöhten Terrasse, die auf den Fundamenten der ehemaligen Stadtmauer errichtet wurde.
Das im Bereich des Kinderspielplatzes aufgestellte Kaiser Maximilian I. Denkmal erinnert an den 1519 in der Welser Burg verstorbenen "letzten Ritter".
Die abgeschlossene Freiraumsituation des ehemaligen Privatgartens bringt eine ruhige und beschauliche Atmosphäre. Der gepflasterte Burghof wird für Veranstaltungen und als Gastgarten genutzt. Je nach Tages- und Jahreszeit sind unterschiedliche Teile des Gartens beschattet. Die aufgestellten Parkbänke entlang der Wege bieten den Besuchern zugleich schattige wie sonnige Sitzgelegenheiten zum Verweilen. An heißen Sommertagen treffen sich die Welser und Welserinnen vor allem in den kühleren Abendstunden im Burggarten.
Vom landesfürstlichen Privatgarten zur kommunalen Freifläche
Im Jahre 885 wurde die Welser Burg zum ersten Mal als königlich karolingische Hofburg erwähnt. Um 1186 übernahmen die Babenberger die Burg von den steirischen Ottokaren, später ging die Burg an die Habsburger und blieb bis zum Verkauf 1652 an die Familie Auersperg in landesfürstlichem Besitz. Berühmt ist die Burg Wels geworden, weil in ihr Kaiser Maximilian I. ("der letzte Ritter") am 12. Jänner 1519 verstarb.
Als weitaus größter Garten der Stadt repräsentierte der BURGGARTEN die Macht und Herrlichkeit des Landesfürsten (die zweite große Gartenanlage, die heutige Parkanlage "Freyung", gehörte zum Schloss Pollheim).

Die genaue Gestalt des Burggartens in dieser Zeit ist nicht mehr rekonstruierbar. Die Franciscäische Landesaufnahme zeigt die bis 1982 bis auf kleine Änderungen vorhandene Einteilung des Gartens in neun von Wegen umgebene Teile. Diese Gartenorganisation ohne hierarchische Betonung von Wegeachsen entspricht der Gartentheorie des Mittelalters und der Renaissancezeit. Der Zugang zum Garten erfolgte vom Stadtplatz in einer geraden Verlängerung des heute noch existierenden Durchganges zwischen den Häusern Stadtplatz 20 und 24, die Burg stand in direkter Blick- und Wegebeziehung zur Stadtpfarre. An der Stelle des heutigen Kleinkinderspielplatzes befand sich ein Turm der damaligen Stadtmauer.
Um 1865 wurde die Burg Standort einer Fabrik. Der Welser Bürger und Schmalzaussieder Ludwig Hinterschweiger kaufte die Burg von Fürst Auersperg um eine Magarineschmalz- und Fettwarenfabrik einzurichten. Dafür ließ er den Altbau umbauen und den heutigen Ostflügel errichten (heute Cafe und Museumsbereich). Im Garten eröffnete um 1869/70 ein Fotografen-Salon (Atelier).
Zwischen 1895-1937 befand sich im Garten eine Handelsgärtnerei. Fotos aus dieser Periode zeigen die Produktion im Garten und eine Jugendstil-Gartenanlage um den Burgbrunnen im Burghof. Die heutige Einfriedungsmauer zur Adlerstraße (verlängerte Ringstraße) wurde 1898 im Zuge der Bebauung des zugeschütteten Stadtgrabens der alten Stadtmauer errichtet. Der Spielplatz und die Blumenbeete auf den an der heutigen Mauer gelegenen Gartenterrasse befinden sich über den Fundamenten der ehemaligen Stadtmauer.
1937 wird der BURGGARTEN durch den Kauf der Burg und des Gartens von Frau Josefine Blaimschein (Besitzerin seit 1900) durch die Stadt Wels eine kommunale Grünfläche. Die ursprünglichen Pläne der Gemeinde, auf den bestehenden Flächen der Burggärtnerei eine Blumenzucht für die städtische Bestattungsanstalt einzurichten, wurden nicht durchgeführt.
Nach dem Kriege meldete die Welser Zeitung am 18.01.1951:"Der BURGGARTEN ist heute jedermann geöffnet. Spielende Kinder laufen zwischen den grünen Rasenflächen. Leute, jung und alt, sitzen auf den Bänken. Hier ist wie in Wels überall, viel freies Licht, Luft und Sonne."
1956 wurden 2500 Rosen in die Rasenflächen des BURGGARTEN gesetzt. Im Zentrum des Burgartens befand sich zu dieser Zeit ein runder Platz mit einer Weide, einer Sandkiste und Bänken.
Für die Landesgartenschau 1983 wurde der Burggarten in seiner Grundkonzeption neu gestaltet. Die alten Wege wurden aufgelassen und ein als Mittelachse konzipierter Weg in die Symmetrieachse des gotischen Erkers gebaut. Die in der Mitte des Gartens stehende Weide wurde gefällt, die Sandkiste auf die nordöstliche Terrasse verlagert und der bestehende Platz durch einen Brunnen als zentraler Punkt betont. Das neu entstandene zentrale Achsenkreuz teilt den Garten in vier beinahe gleichgroße Bereiche. Die formale, an mittelalterliche Kreuzgänge erinnernde Gartenorganisation ist jedoch nicht an historischen Quellen orientiert, sondern eine Neuinterpretation durch den Architekten.
1998 wurde die seit der Umgestaltung aus dem Jahre 1956 übliche Verwendung von Rosen wegen Bodenmüdigkeit aufgegeben und durch Saisonwechselflora abgelöst. Gleichzeitig änderte die Stadtgärtnerei als bewussten Kontrast zu der historisierenden Umgestaltung von 1982 die alte Beetorganisation zum aktuellen Bepflanzungsmuster, das aus einer Wechselflorabepflanzung in Form versetzter Schnecken besteht und als "Blumenwirbel" bezeichnet wird.
Bei der letzten Änderung im Jahre 1999 wurde der gepflasterte Burghof vergrößert und der als Grenze konzipierte Steinsäulenlaubengang um ungefähr vier Meter in den Gartenbereich versetzt (die ehemals innere Steinsäulenreihe wurde nach "Außen" versetzt).
Die letzte Umgestaltung im Burggarten vergrößert den Burghof, der heute als Gastgarten und Veranstaltungsort genutzt wird. Die Grenze zwischen Burghof und Garten wird dadurch in den Garten hinausgeschoben.