Problem: Fehlende Deutschkenntnisse an Welser Schulen, Bund bei UnterstĂŒtzung sĂ€umig
In Wels besuchen derzeit 4.577 SchĂŒler die Volks- und Mittelschulen der Stadt. Rund zwei Drittel haben Deutsch nicht als Muttersprache, das geht aus dem Integrationsbericht des Bundesministeriums hervor. Vor allem in den Pflichtschulen ist der Anteil von SchĂŒlern mit nicht-deutscher Umgangssprache am höchsten, weshalb dort auch erhöhter Handlungsbedarf besteht. Der GroĂteil der SchĂŒler ist aufgrund mangelnder Deutschkenntnissen nicht in der Lage, dem Unterricht zu folgen.
Im Schuljahr 2018/19 hatten 22,6 Prozent der SchĂŒler in ganz Oberösterreich eine andere Umgangssprache als Deutsch, das ist ein Anstieg von drei Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2015. In Wels-Stadt liegt der Anteil der SchĂŒler mit nicht-deutscher Muttersprache bei 68,8 Prozent. Die Zahl der SchĂŒler mit nicht-deutscher Muttersprache steigt jedes Jahr um drei Prozent an. Experten sind sich einig, dass mangelnde Deutschkenntnisse zu schlechteren schulischen Leistungen fĂŒhren.
Der Anteil der Volksschulen, an denen die SchĂŒler sehr hohen Förderbedarf haben, liegt in Wels bei 81,9 Prozent (Studie: Arbeiterkammer, Statistik Austria, 2018). Das ist mit Abstand der höchste Prozentsatz in ganz Ăsterreich. Steyr folgt mit 60 Prozent und Linz mit 50 Prozent. Aktuell gibt es in den Welser Pflichtschulen 18 Deutschförderklassen.
Das von der Bundesregierung angekĂŒndigte Projekt â100 Brennpunktschulenâ muss aus Sicht der Stadt Wels endlich umgesetzt werden. Nachdem in Wels der Förderbedarf österreichweit am höchsten ist und alleine neun der elf Volksschulen sehr hohen Förderbedarf aufweisen, wĂ€re eine Aufnahme der Volks- und Mittelschulen in dieses Schwerpunktprogramm dringend erforderlich, um eine verbesserte Personal- und Sachausstattung zu erreichen.
Am 1. Februar 2021 fĂŒhrte BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl gemeinsam mit Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer ein GesprĂ€ch mit Oberösterreichs Bildungsdirektor Dr. Alfred Klampfer und Bildungsdirektorin fĂŒr Wels-Grieskirchen-Eferding Karin Lang. Der Wunsch der Stadt Wels nach mehr UnterstĂŒtzung fĂŒr Brennpunktschulen wird von allen GesprĂ€chsteilnehmern sehr ernst genommen. Derzeit ist eine Arbeitsgruppe des Bundes mit der Ausarbeitung betraut, Ergebnisse liegen jedoch noch keine vor.
Auf den Brief an Bundesminister Heinz FaĂmann vom 1. September 2020 hat es bis heute keine RĂŒckmeldung gegeben. Ohne zusĂ€tzliche Ressourcen kann Wels dieser alarmierenden Entwicklung nichts entgegensetzen.
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âDie Situation in den Klassen ist teilweise untragbar. Durch Corona hat sich die Lage noch zusĂ€tzlich verschĂ€rft. Wir brauchen fĂŒr unsere Schulen dringend mehr Ressourcen, wir dĂŒrfen die Lehrer hier nicht im Stich lassen. Ich appelliere deshalb nochmals an den Bund, rasch tĂ€tig zu werden. Sonst verspielen wir die Zukunft unserer Kinder.â
Integrationsreferent VizebĂŒrgermeister Gerhard KroiĂ: âWir kĂ€mpfen seit Jahren fĂŒr mehr Ressourcen. Ohne finanzielle Hilfe sowie die Mitarbeit der Eltern werden wir das Problem nicht in den Griff bekommen. Im Gegenteil, die Defizite werden weiter zunehmen und in einem Tsunami enden. Wir mĂŒssen jetzt handeln.â
Bildungsstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer, MBA: âEs ergeht der dringende Appell an Bildungsminister FaĂmann, mehr Ressourcen fĂŒr Sprach- und Lernförderung in Welser Pflichtschulen zur VerfĂŒgung zu stellen."