Linz-Wels verzeichnen höchste Bruttowertschöpfung und fordern Industrie-Milliarde
„Die Region Linz-Wels weist im Vergleich mit anderen österreichischen NUTS-3-Regionen mit rund 29 Milliarden Euro die absolut höchste Bruttowertschöpfung auf. Dies stimmt uns positiv, da sich die Wirtschaftsleistung unter anderem in der Zahl der Beschäftigungsverhältnisse widerspiegelt“, betonen die beiden Bürgermeister, Andreas Rabl und Klaus Luger.
In allen Ballungszentren um die größeren Landeshauptstädte wird der relativ höchste Anteil aus dem Dienstleistungssektor erwirtschaftet. Dieser liegt in der Region Linz-Wels bei etwa 65 Prozent. Jedoch erwirtschaftet Linz-Wels den höchsten Anteil gegenüber den Vergleichsregionen aus dem industriellen Sektor.
Auch beeinflussten die Auswirkungen der Finanzkrise den oberösterreichischen Wirtschaftsstandort. Dennoch verzeichnet dieser seit 2015 ein starkes Wachstum. Die Folgen der gegenwärtigen Covid-19-Krise scheinen teilweise voraussehbar zu sein. Deshalb bedarf es an zukunftsorientierten Maßnahmen, um die negativen Effekte einzudämmen. Mit Investitionen in die Infrastruktur und Fördermaßnahmen für neue Technologien in der Industrie will die Stadt Linz weiteren wirtschaftlichen Einbußen entgegenwirken.
NUTS-3 und Bruttoregionalprodukt: Linz-Wels sorgen für 50 Prozent der oberösterreichischen Wertschöpfung
Die vorliegenden Wirtschaftsdaten zeigen die Entwicklung der regionalen Bruttowertschöpfung innerhalb der NUTS-3-Region Linz-Wels. Die Bruttowertschöpfung (BWS) dient als volkswirtschaftliche Kennzahl und versteht den Gesamtwert erzeugter Waren und Dienstleistungen, vermindert um den Wert der Vorleistungen im Produktionsprozess. NUTS (Nomenclature des unités territoriales statistques) bedeutet die statistische Gliederung der Gebietseinheiten, bei welcher beginnend mit NUTS 0 der Staat als Gliederungsebene definiert wird. Die drei Einheiten Ostösterreich, Südösterreich und Westösterreich, worunter Oberösterreich fällt, bilden die NUTS 1-Ebene. Die einzelnen Bundesländer werden unter NUTS 2 zusammengefasst. NUTS 3 stellt somit die Einheiten von mehreren Gemeinden dar. Dabei werden österreichische Gemeinden zu sogenannten NUTS 3-Regionen zusammengefasst. In Oberösterreich resultieren dieser Einteilung zufolge fünf Einheiten, darunter Linz-Wels, welcher 78 Gemeinden zugeordnet sind. Die NUTS 3-Daten beziehen sich aufgrund der Verfügbarkeit auf das Berichtsjahr 2018.
Knapp die Hälfte der gesamten oberösterreichischen Bruttowertschöpfung, die bei etwa 60 Milliarden liegt, erwirtschaftet die Region Linz-Wels. Das höchste wirtschaftliche Aufkommen, knapp 70 Prozent, erbringt der Dienstleistungssektor.
Weiter überrascht es nicht, dass sich Linz-Wels als klares Industriegebiet hervorhebt. Eine Betrachtung nach Wirtschaftssektoren zeigt gegenüber den weiteren Vergleichsregionen im sekundären Sektor mit über 30 Prozent den höchsten Anteil. Lediglich die Region Klagenfurt-Villach folgt nur knapp der oberösterreichischen NUTS 3-Region. Graz, Innsbruck und Salzburg und Umgebung liegen im Industriesektor deutlich unter 30 Prozent. Ebenso liegen die Landeshauptstädte mit ihren zugeordneten Gemeinden in der Gesamtbilanz der Bruttowertschöpfung beträchtlich unter Linz-Wels.
Einen weiteren Messwert der Wirtschaftsleistung einer Region stellt das Bruttoregionalprodukt (BRP) dar. Dieses misst sozusagen das Bruttoinlandsprodukt einer Region, sprich den Wert aller Waren und Dienstleistungen, die in einem Kalenderjahr als Endprodukte hergestellt werden. 2018 rangiert Linz-Wels mit einer Differenz des BRP je EinwohnerIn von 800 Euro hinter Salzburg-Umgebung auf dem zweiten Platz. Die Entwicklung des Bruttoregionalproduktes in Linz-Wels seit 2010 signalisiert ein stetiges Wachstum.
„Von 2010 bis 2014 verzeichnet die Region Linz-Wels ein relativ stabiles Aufkommen des Bruttoregionalproduktes je EinwohnerIn unter knapp 50.000 Euro. Erst 2015 nach Erholung der Auswirkungen der Finanzkrise erweist sich ein stetiges starkes Wachstum in der oberösterreichischen wichtigsten Industrieregion“, konkludieren die beiden Bürgermeister.
Zukunft sichern
Es ist davon auszugehen, dass die Covid-19-Krise noch deutliche volkswirtschaftliche und regional-ökonomische Einschnitte hervorbringen wird.
„Dies fordert adäquate, zielgerichtete und zukunftsorientierte Maßnahmen, um das wirtschaftliche Aufkommen in der NUTS 3-Region Linz-Wels beizubehalten und weiter voranzutreiben. Dabei setzen Linz und Wels einerseits auf den Ausbau der Infrastruktur, andererseits auf innovative, klimaneutrale Technologien“, betonen Klaus Luger und Andreas Rabl.
Wege aus Krisen zu finden, bedeutet gleichzeitig eine noch engere Zusammenarbeit und Koordinierung mit Land und Bund, zumal kommunale Zielsetzungen gewisser Förderungen bedürfen. In Linz unterzeichneten daher vergangene Woche die VertreterInnen des Bundes, des Landes OÖ und der Stadt Linz die Einführung der neuen Stadtbahn, des 1-2-3 Klimaticketes für den öffentlichen Verkehr und den Ausbau der Obus-Linien.
Als nächster Schritt wird in Wels der Ausbau der S-Bahnstrecke angestrebt. Dabei sollen nicht nur die Welser Stadtteile miteinander verbunden werden, sondern auch mehr und schnellere Verbindungen in die Landeshauptstadt entstehen. Für den Ausbau ist ein Kraftakt von Bund, Land und Stadt notwendig.
Industrie-Milliarde
„Um die Industrie auf dem Weg zu nachhaltiger Produktion und der Umstellung auf Wasserstofftechnologien zu unterstützen, benötigt es unbedingt Fördermittel aus dem Bund. Die Stadt Linz sieht dafür Förderungen in der Höhe von 1 Milliarde Euro vor“.
Überregionale Zusammenarbeit
Zur Bewältigung gemeindeübergreifender Probleme - insbesondere im Bereich Infrastruktur - wird es notwendig sein, die überregionale Zusammenarbeit zu stärken. Dies geschieht durch Unternehmen, die im Eigentum mehrerer Kommunen stehen und Infrastrukturaufgaben erledigen. So hat die im mittelbaren Miteigentum der Städte Linz und Wels stehende Liwest nicht nur die Versorgung der Region mit leistungsstarken Glasfasernetzen übernommen, sondern sich auch erfolgreich um eine 5G-Lizenz beworben. Gerade für den Bereich der zukünftigen Umwelttechnologien, die wesentliche Auswirkungen auf die Kommunen haben - wie die Wasserstoffproduktion und -versorgung - könnte dies beispielgebend sein.
Darüber hinaus haben die großen Städte aufgrund ihrer professionellen Verwaltung auch die Möglichkeit, Aufgaben für kleinere Gemeinden mit zu übernehmen. Verwaltungskooperationen oder Gemeindezusammenlegungen würden daher erhebliche Effizienzsteigerungen und Einsparungseffekte bringen.
„Politik muss gerade auf kommunaler Ebene grenzüberschreitend sein, da die Probleme nicht an den Grenzen aufhören. In Zukunft entstehen Wirtschaftsgroßräume auf regionaler Ebene, deshalb muss hier das Hauptaugenmerk auf dem Ausbau der Verkehrs-Infrastruktur und der digitalen Infrastruktur liegen“, sagt Bürgermeister Dr. Andreas Rabl.