Welser Wohnungsmarkt: Keine LeerstÀnde und rund 1.100 Wohnungen in Bau und Planung
Einher ging diese Entwicklung â wenig ĂŒberraschend âmit einem deutlichen Anstieg bei den Wohneinheiten: Ende 2012 gab es in der Stadt Wels knapp 31.700 Wohneinheiten, bis Ende 2023 stieg der Wert auf knapp 34.100. In den Jahren 2021 bis 2023 kamen mehr als 1.300 Wohneinheiten im Stadtgebiet von Wels dazu, in den darauffolgenden Jahren 2024 und 2025 ist ein konjunkturell bedingter DĂ€mpfer in der BautĂ€tigkeit erkennbar.
In der Stadtstrategie 2040 hat sich die Stadt Wels einem moderaten und qualitativen Wachstum verschrieben. Ziel ist es, mit geordneter und vorausschauender Bebauung die LebensqualitĂ€t fĂŒr die Menschen in der Stadt weiter in den Vordergrund zu rĂŒcken.
Durch die BautĂ€tigkeit der vergangenen Jahre konnte die Preisentwicklung am Wohnungsmarkt gedĂ€mpft werden. Laut Wohnbaubilanz des Landes OĂ verzeichnet Oberösterreich â nach den BundeslĂ€ndern KĂ€rnten, Burgenland und Niederösterreich â mit einer Nettomiete von 6,3 Euro pro Quadratmeter die viertniedrigsten Nettomietkosten in Ăsterreich. Oberösterreich liegt damit um 10 Prozent unter dem Ăsterreich-Durchschnitt von 7,0 Euro. Durch den österreichweit geringsten Anstieg bei den Mietkosten wird in Oberösterreich â und somit auch in der Stadt Wels â ein Beitrag zum leistbaren Wohnen fĂŒr die BĂŒrger geleistet.
Laut einer Erhebung der Arbeiterkammer OĂ betrugen die durchschnittlichen Mietkosten 2024 in Wels 712 Euro. Nur Steyr, Steyr-Land und Kirchdorf waren mit 707 Euro gĂŒnstiger. Am teuersten waren die Mietkosten in den Bezirken Gmunden und Vöcklabruck (853 Euro). Besonders hoch waren die Mieten in Regionen, in denen der Anteil an gefördertem Wohnbau gering ist.
Aktuell gibt es bei den in Wels aktiven gemeinnĂŒtzigen WohnbautrĂ€gern â laut deren Auskunft â keinen strukturellen Leerstand an Mietwohnungen. Zahlen des Landes Oberösterreich zeigen, dass in Oberösterreich Wohnungen gebaut werden, die gebraucht werden. In Wels werden derzeit rund 1.100 Wohnungen gebaut beziehungsweise sind in der Planungsphase.
Zu den gröĂten Projekten zĂ€hlen neben dem weiter unten beschriebenen Quartier Lokalbahnareal unter anderem folgende Bauprojekte: Toiflweg/KarpatenstraĂe (206 Wohnungen, Baubeginn: Dezember 2023), SauerbruchstraĂe (76 Wohnungen, Baubeginn: September 2022), OberfeldstraĂe (76 Wohnungen, Baubeginn: Dezember 2023), OberfeldstraĂe/Wallerer StraĂe (72 Wohnungen, Baubeginn: September 2024) sowie East Village Etappe 1 (50 Wohnungen, Baubeginn im Jahr 2026).
FĂŒr die Realisierung all dieser Projekte wurden seit dem Jahr 2021 insgesamt 25 (ĂŒber das gesamte Stadtgebiet verteilte) BebauungsplĂ€ne beschlossen, die eine geordnete Bebauung sicherstellen. Daneben bedient sich die Stadt Wels verschiedener Instrumente.
Vorausschauende Stadtplanung: Instrumente der Stadt Wels
RaumordnungsvertrÀge
Bei Ănderungen von FlĂ€chenwidmungen sowie Ănderungen/Erstellungen von BebauungsplĂ€nen werden RaumordnungsvertrĂ€ge zwischen dem Antragsteller und der Stadt Wels abgeschlossen. Darin verpflichten sich die Bauwerber unter anderem zur Tragung von Planungs- und Infrastrukturkosten (grĂŒne, soziale und technische Infrastruktur) und Vertragsstrafen bei NichterfĂŒllung der Bauverpflichtung. Diese Einnahmen bilden einen Beitrag zur Errichtung der mit dem Wohnbau verbundenen notwendigen Infrastruktur â wie etwa VerkehrsflĂ€chen und öffentliche Beleuchtung, aber auch Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen sowie Parkanlagen und regionale NaherholungsrĂ€ume â durch die Stadt Wels. Durch Verkehrsstrafen bei NichterfĂŒllung der Bauverpflichtung kann sichergestellt werden, dass die geplanten Bauvorhaben auch tatsĂ€chlich zur Umsetzung gelangen. Mit dieser MaĂnahme kann eine vorausschauende Stadtentwicklung sichergestellt werden.
Gestaltungsbeirat
Um die stĂ€dtebauliche, architektonische und freiraumplanerische QualitĂ€t im öffentlichen Interesse zu unterstĂŒtzen und das Stadtbild gestalterisch zu verbessern, setzt die Stadt Wels einen Gestaltungsbeirat als Instrument der QualitĂ€tssicherung ein. Das seit 1992 bestehende unabhĂ€ngige Gremium besteht aus drei turnusmĂ€Ăig wechselnden Mitgliedern und absolviert jĂ€hrlich rund fĂŒnf Sitzungen. Zum 30-jĂ€hrigen JubilĂ€um wurden 2022 die Richtlinien unter anderem mit folgenden Zielsetzungen an die aktuellen Erfordernisse angepasst:
- Charakterbildende Quartiersplanung mit einer harmonischen Ausgewogenheit von Freiraum und Bebauung.
- Detailvolle, strukturierte, gliedernde und abwechslungsreiche Fassaden.
- Bei der Fassaden- und Dachgestaltung sind â insbesondere in der Innenstadt â die historischen Baustrukturen in die Gestaltung aufzunehmen.
- Bei Quartiersentwicklungen und groĂen Bauprojekten: Ausreichende und teilweise öffentlich zugĂ€ngliche FreirĂ€ume.
Seit Dezember 2021 hat das Team des Gestaltungsbeirates in 15 Sitzungen 23 Projekte begutachtet und 17 davon â teilweise nach mehreren Sitzungen â fĂŒr die weitere Realisierung empfohlen. Alle anderen Projekte befinden sich noch in der Vorbereitung oder in der Planungsphase. FĂŒr drei Projekte gab es keine Zustimmung.
StraĂenrĂ€ume
Auch den StraĂenrĂ€umen wird in Wels eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Diese sind so zu gestalten, dass neben einer ausgewogenen BerĂŒcksichtigung der Verkehrsarten jedenfalls auch Pflanzungen von StraĂenbĂ€umen ermöglicht werden. Bei der Gestaltung des StraĂenraums wird auf breite StraĂen mit mehr GrĂŒnraum, breite Geh- und Radwege, Gehsteigabrundungen an Querungsstellen sowie erschĂŒtterungsarmen Belag geachtet. Diese MaĂnahmen tragen dazu bei, die Nutzung der öffentlichen VerkehrsflĂ€chen möglichst sicher und gut nutzbar zu machen sowie die AufenthaltsqualitĂ€t in Wels weiter zu verbessern.
Quartier Lokalbahnhof
Nach den beschriebenen neuen MaĂstĂ€ben der Bebauung entsteht derzeit auf dem Lokalbahnareal eine groĂe stĂ€dtebauliche Quartiersentwicklung. Die Realisierung des Bauprojektes im Auftrag der Welser HeimstĂ€tte ging nach Umwidmung, Erstellung des Bebauungsplanes und vorangegangenen archĂ€ologischen Ausgrabungen mit der Baubeginnsanzeige von Mittwoch, 25. Juni in die Umsetzung.
Die Bebauung wird aus mehreren WohnhĂ€usern, GewerbeflĂ€chen und einer Arztpraxis bestehen. Die Errichtungskosten (exklusive GrundstĂŒck) betragen fĂŒr die ersten beiden Bauabschnitte rund 33 Mio. Euro. In Bauabschnitt 1 (Fertigstellung: Sommer 2027) werden drei HĂ€user mit 63 Mietkaufwohnungen und fĂŒnf Maisonettwohnungen im Eigentum errichtet, Bauabschnitt 2 (Fertigstellung: Sommer 2028) besteht aus 67 Mietkaufwohnungen, drei Penthouse-Wohnungen im Eigentum, 15 Generationenwohnen-Mietwohnungen und einer Arztpraxis. Auf den GrundstĂŒcken der ersten beiden Bauabschnitte werden 170 TiefgaragenplĂ€tze sowie 37 StellplĂ€tze im Freien errichtet.
Ăstlich wird das Bauland vom Bahnsteig des Lokalbahnhofs begrenzt. Die Bebauung des gesamten Areals wird in drei Etappen eingeteilt. Der zentral gelegene Baugrund bietet eine sehr gute Anbindung an die bestehende Infrastruktur. FuĂlĂ€uïŹg vom Areal liegen Bushaltestellen der Linie Wels mit direkter Verbindung in das Stadtzentrum (Kaiser-Josef-Platz). GeschĂ€fte des tĂ€glichen und wöchentlichen Bedarfs beïŹnden sich ebenfalls in unmittelbarer NĂ€he.
Die verschiedenen gemeinschaftlichen GrĂŒnzonen am Areal bieten eine autofreie Naherholung, die zum Verweilen einlĂ€dt und als TreïŹpunkt und Ort der Kommunikation dient. Erholung bietet auch der Naturraum entlang der Traun, die direkte Anbindung an die Welser Lokalbahn eröïŹnet einen schnellen und bequemen Weg ins GrĂŒne.
Besonderes Augenmerk legte die Stadtentwicklung der Stadt Wels auf eine möglichst sinnvolle Durchmischung unterschiedlicher Wohnformen innerhalb des Quartiers: Durch einen ausgewogenen Mix an Mietwohnungen, Mietkauf- sowie Eigentumswohnungen wird im Quartier kĂŒnftig ein Zuhause fĂŒr eine möglichst breite gesellschaftliche Nachbarschaft geschaffen.
Mit der Vergabe der Wohnungen fĂŒr den ersten Bauabschnitt wird im Herbst 2025 begonnen. Interessenten können sich bereits bei der Welser HeimstĂ€tte vormerken lassen. Details dazu sind im Internet unter www.welserheimstaette.at/service/registrierung-wohnungssuche ersichtlich.
Generationenwohnen
Das auf dem Lokalbahnareal geplante Generationenwohnen beinhaltet 15 Mietwohnungen im Haus 5 des zweiten Bauabschnittes. Damit soll der Bedarf an innerstĂ€dtischen Wohnungen â vor allem fĂŒr Ă€ltere Menschen, aber auch fĂŒr Bewohner mit besonderen BedĂŒrfnissen â abgedeckt werden.
Die Wohnungen werden barrierefrei ausgestattet, was sich vor allem in den BĂ€dern mit bodengleichen Duschen widerspiegelt. Zwei der Wohnungen sollen auch im Badezimmer das WC so integriert bekommen, dass sich Personen mit Rollstuhl oder Gehhilfe im Wohnalltag besser zurechtfinden. Sechs Wohnungen fĂŒr Generationen werden ohne PKW-StellplĂ€tze zum Mieten sein, um den Ă€lteren Generationen ohne Auto eine Erleichterung in den monatlichen Kosten zu ermöglichen. Insgesamt sind vier Zwei-Raum, acht Drei-Raum und drei Vier-Raum-Wohnungen im Generationenwohnen untergebracht, wobei in den Vier-Raum-Wohnungen Familien mit Kindern ihr neues Zuhause finden sollen.
Meilensteine im Bauprojekt Quartier Lokalbahnhof
FĂŒr die Umsetzung groĂer Wohnbauprojektes sind umfangreiche Planungen und Schritte notwendig. Anhang des Bauprojektes Quartier Lokalbahnhof lĂ€sst sich dies gut veranschaulichen:
- Im Jahr 2017 wurde die Dienststelle Stadtentwicklung beauftragt, das Entwicklungspotenzial rund um den Lokalbahnhof zu erheben. Daraus entstand der Projektauftrag fĂŒr ein âStĂ€dtebauliches Konzept Areal Lokalbahnhof Umgebungâ.
- Im Zuge der Wettbewerbsvorbereitung wurde das Planungsgebiet um den Baublock âTiger-Arealâ erweitert.
- Im Februar 2018 wurde ein einstufiger stĂ€dtebaulicher Ideenwettbewerb gestartet. Insgesamt 16 Projektanten reichten dazu Wettbewerbsunterlagen ein. Nachdem drei Projekte in die Ăberarbeitung geschickt wurden, wurde im September 2018 das Projekt von Arch. Dipl.-Ing. Franz Denk + BrandstĂ€tter:Froch:Graf einstimmig zum Sieger gewĂ€hlt und den betroffenen EigentĂŒmern sowie der Bevölkerung prĂ€sentiert. Im Dezember 2018 erhielten die siegreichen Planer den Auftrag zur Konkretisierung der Planung.
- Im Juli 2019 beschloss der Welser Gemeinderat das rund 50-seitige stĂ€dtebauliche Leitbild als Grundlage fĂŒr die weitere Planung. Ebenfalls 2019 wurde auch noch ein Gestaltungskonzept fĂŒr den öffentlichen Raum erarbeitet. Mit Ende 2019 endete das interne stĂ€dtebauliche Projekt.
- 2021 startete die Welser HeimstĂ€tte einen Realisierungswettbewerb. Von 16 eingeladenen BĂŒros gaben zwölf fristgerecht ihre Projekte ab.
- Im Februar 2022 wĂ€hlte die Jury das Projekt von Tp3 Architekten ZT. GmbH zum Sieger. Das Projekt wurde anschlieĂend ĂŒberarbeitet, danach wurde eine Planungsmappe erstellt.
- Im August 2022 stellte die Welser HeimstĂ€tte den Antrag auf Ănderung des Bebauungsplans. Dieser wurde 2023 erarbeitet und nach gewĂŒnschten Ănderungen des Bauherrn Anfang 2025 rechtskrĂ€ftig.
- 2024 erneuerten die ĂBB die Haltestelle und den Gleiskörper beim Lokalbahnhof der Almtalbahn.
- Im Juni 2025 wurde die Baubewilligung gemÀà den EinreichplÀnen erteilt, im Juli erfolgte der Baubeginn.
Zitate
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âWels wĂ€chst â und das auch in den kommenden Jahren. Dazu trĂ€gt neben dem starken Wirtschaftsstandort und der guten Lage im oberösterreichischen Zentralraum unter anderem auch die hohe LebensqualitĂ€t in unserer Stadt bei.â
Stadtrat Ralph SchĂ€fer, MSc (Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung): âWels baut anders als noch vor zehn Jahren. Ansprechende und strukturierte Fassaden, eine ausgewogene Mischung aller Wohnformen, ein qualitativer GrĂŒnraum im Quartier selbst, aber auch in den Stadtteilen und sogar die Planung der VerkehrsflĂ€chen liegen mehr denn je im Fokus der Stadtentwicklung. Durch ein moderates Wachstum mit einer modernen und nachhaltigen Siedlungsentwicklung soll sichergestellt werden, dass wir auch kĂŒnftig ausreichend Wohnraum zur VerfĂŒgung stellen können und somit auch die Entwicklung der Preise fĂŒr Wohnen dĂ€mpfen können. Die LebensqualitĂ€t in Wels steht dabei stets im Vordergrund.â
Bildhinweise: Lichtflutvisuals (Visualisierungen Lokalbahnareal) sowie Stadt Wels (PressegesprÀch). Bei Nennung Abdruck jeweils honorarfrei.