Wels gedachte Opfern des Nationalsozialismus
Als Erinnerung an die schrecklichen Vorkommnisse im KZ Wels II wurde bei einer â corona-bedingt ohne Publikum stattfindenden â Gedenkveranstaltung ein Gedenkstein beim Park vor dem ehemaligen MessebĂŒro von BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl und MesseprĂ€sident Hermann Wimmer enthĂŒllt (Bild). Das Lager Wels II bestand von 25. MĂ€rz bis 13. April 1945. Untergebracht wurden die rund 2.000 HĂ€ftlinge in der 1938 am Welser MessegelĂ€nde errichteten ReichsnĂ€hrstandshalle (spĂ€tere Halle der Nationen). Zwei HĂ€ftlinge sollen Historikern zufolge ermordet worden sein, zwei oder vier sowjetische HĂ€ftlinge (unterschiedliche Zeugenaussagen) sollen nach einem Fluchtversuch erhĂ€ngt worden sein. Am 13. April 1945 wurde das Lager gerĂ€umt und alle HĂ€ftlinge nach Ebensee evakuiert. Der Transport dĂŒrfte zahlreiche Todesopfer gefordert haben.
Im Anschluss an die Gedenkstein-EnthĂŒllung erfolgte eine Kranz-Niederlegung durch BĂŒrgermeister Dr. Rabl beim Mahnmal fĂŒr die Welser Juden im Pollheimerpark. Damit gedachte die Stadt Wels dem Jahrestag der Reichspogromnacht. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gingen die Nationalsozialisten im gesamten âGroĂdeutschen Reichâ mit Ă€uĂerster BrutalitĂ€t gegen die wehrlose jĂŒdische Minderheit vor. Die meisten Welser jĂŒdischer Abstammung wurden bis Herbst 1938 aus der Stadt vertrieben, ihr Eigentum wurde âarisiertâ. Deshalb blieb es in Wels wĂ€hrend der Reichspogromnacht ruhig. Trotzdem fĂŒhrte die Judenverfolgung in dieser Nacht auch hier zu einem Toten: Karl B. beging aus Verzweiflung Selbstmord. Nach der Befreiung von der NS-Herrschaft kehrten nur fĂŒnf Verfolgte zurĂŒck. Die Stadt Wels ehrt das Andenken ihrer Opfer des antisemitischen Terrors seit 2004 mit eben jenem Mahnmal im Pollheimerpark.
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âAuch wenn die Corona-Pandemie derzeit nahezu alles ĂŒberlagert, ist der heutige Tag dem Gedenken gewidmet. Aus diesem Grund haben wir auch den Gedenkstein errichtet, um an jene zwei Wochen zu erinnern, in denen rund 2.000 Menschen im Lager Wels II in Gefangenschaft waren. Viele davon sind beim Arbeitseinsatz gestorben. Die Schrecken der Reichspogromnacht und des Nazi-Terrors dĂŒrfen nie in Vergessenheit geraten. Nur so können wir aus der Geschichte lernen.â
MesseprĂ€sident Hermann Wimmer: âWir möchten die Besucher am GelĂ€nde der Messe Wels unter dem Motto âNiemals vergessenâ zum Verweilen und Nachdenken einladen. Denn es ist unsere Pflicht, an einem Ort wie diesem den Geschehnissen von damals zu gedenken.â