Wels rettet die Bienen
Allgemeines
Bienen sind faszinierende Lebewesen mit unermĂŒdlichen FleiĂ, exakter Arbeitsteilung und beinahe unglaublichen Instinkten und FĂ€higkeiten. Ohne ihre BestĂ€ubung von Pflanzen gĂ€be es diese nicht und in weiterer Folge auch keine Tiere und Menschen mehr. Neben dem Honig erzeugen sie weitere Produkte, wie GelĂ©e Royale oder Propolis, die dem Menschen gesundheitlich zu Gute kommen. Jedoch sind Honig- und Wildbienen heutzutage durch eine Vielzahl von EinflĂŒssen bedroht. Ziel des Welser Projektes ist es, den Tieren einen Lebensraum zu geben, aber auch deren Lebensweise einer breiteren Zahl von Menschen nĂ€herzubringen.
Inhalt des Projekts
Im FrĂŒhjahr 2019 werden im Welser Stadtgebiet an drei Standorten dauerhaft insgesamt neun Bienenvölker angesiedelt: Und zwar beim Budokan-Sportzentrum (PulverturmstraĂe 5), beim Altstoffsammelzentrum Wels-Nord (Florianiweg 9) und bei der Energie AG Umwelt Service (ehemals AVE, MitterhoferstraĂe 100). Von dort aus werden die Insekten tagtĂ€glich Pflanzen im Umkreis von etwa zwei Kilometern bestĂ€uben und Nektar sammeln, den sie anschlieĂend zu Honig âumarbeitenâ.
Der Nutzen fĂŒr die Allgemeinheit ergibt sich aus der BestĂ€ubungsleistung der Bienen: Beim oben genannten Flugradius von etwa zwei Kilometern ergibt das eine FlĂ€che von bis zu 1.200 Hektar. Insbesondere freuen können sich Besitzer von ObstbĂ€umen: Wenn diese im Flugradius von Honigbienen stehen, haben diese aufgrund der funktionierenden BestĂ€ubung einen bis zu 200 Prozent erhöhten Ertrag.
Die komplette Betreuung der Bienenvölker bis hin zur Honigernte sowie AbfĂŒllung und Etikettierung der GlĂ€ser ĂŒbernehmen drei erfahrene Welser Imker. Der Honigertrag liegt in Oberösterreich durchschnittlich bei rund 25 Kilogramm pro Jahr und Volk. Hochgerechnet ergĂ€be das 1.800 GlĂ€ser zu je 125 Gramm. Der Honig bleibt bei den betreuenden Imkern, die Stadt Wels als EigentĂŒmerin der Bienenvölker garantiert die Abnahme von 500 GlĂ€sern fĂŒr Seniorenehrungen. Das sĂŒĂe Bienenprodukt kann weiters als Verkaufsartikel, Weihnachtsgeschenk oder Werbegeschenk zum Einsatz kommen.
Die Imker planen auĂerdem FĂŒhrungen und Exkursionen zu den Bienenvölkern. Diese richten sich nicht nur an erwachsene Interessierte, sondern vor allem an Kinder im Schulalter. Durch Kooperationen mit Schulen oder AktivitĂ€ten in den Sommerferien könnten bereits die kleinen Welser frĂŒhzeitig ein GefĂŒhl dafĂŒr entwickeln, wie wichtig die Bienen fĂŒr die Allgemeinheit sind. Aktuell gibt es bereits den Bienenerlebnisweg des Imkervereins Wels (siehe unten).
Neben dem Imkerverein hat sich auch die Lebenshilfe bereit erklĂ€rt, am Bienenprojekt mitzuwirken. Welser Klienten der Organisation fĂŒr geistig und mehrfach BeeintrĂ€chtigte werden in der WerkstĂ€tte insgesamt zehn Insektenhotels anfertigen. Diese werden ebenfalls ĂŒber das Stadtgebiet verteilt aufgestellt und unterstĂŒtzen neben den Bienen auch andere nĂŒtzliche Insekten beim Nisten und Ăberwintern.
AktivitÀten der StadtgÀrtnerei
Auch die Welser StadtgĂ€rtnerei fördert seit Jahren, Bienen und andere nĂŒtzliche Insekten im Stadtgebiet anhand verschiedener MaĂnahmen. An erster Stelle sind hier zu erwĂ€hnen:
- der Verzicht auf jegliche Pestizide seit 2012,
- das insektenfreundliche MĂ€hen zahlreicher eigner GrĂŒnflĂ€chen sowie
- die Anlage von Wildblumenbereichen als Lebensraum und Nahrungsquelle (Nektar und BlĂŒtenstaub)
Aktuell betrĂ€gt die FlĂ€che fĂŒr Wildblumen in Wels-Stadt rund 12.600 Quadratmeter. ZusĂ€tzliche Wildblumenstreifen wĂŒrden sich in nahezu allen Bereichen des stĂ€dtischen GrĂŒns anbieten: In Frage kĂ€men etwa GrĂŒnflĂ€chen bei KindergĂ€rten, Schulen, Seniorenheimen, AmtsgebĂ€uden und Sportanlagen, aber auch bestimmte Bereiche des StraĂenbegleitgrĂŒns, wie etwa Kreisverkehre oder StraĂenzĂŒge am Stadtrand.
Weiters kooperiert die StadtgĂ€rtnerei schon seit lĂ€ngerem eng mit dem Welser Imkerverein. In einem WaldstĂŒck in Mitterlaab in Wels-Nord befindet sich der stĂ€dtische Obstlehrgarten: Dort gedeihen alte, selten erhĂ€ltliche Sorten. Seit rund einem Jahr ist dort auch ein Bienenhotel des Vereines aufgestellt, um die BestĂ€ubung der ObstbĂ€ume sicherzustellen. Direkt nebenan bietet der Bienenweg auf sieben Schautafeln viel Wissenswertes ĂŒber das Leben der nĂŒtzlichen Insekten.
Seit dem Vorjahr stehen drei Bienenstöcke von Bio-Imker Karl Zaunmair auf dem GelĂ€nde des Zentralen BetriebsgebĂ€udes (SchieĂstĂ€ttenstraĂe 50). Neben der BestĂ€ubung der umliegenden Pflanzen und ObstbĂ€ume entstehen dort jĂ€hrlich bis zu 30 Kilogramm âBiohonig aus der StadtgĂ€rtnereiâ. Ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Imkerverein retteten StadtgĂ€rtner bei der Baustelle zum Parkdeck beim Hauptbahnhof ein Bienenvolk. Und im Energiepark (ehemals Gaswerkpark) in der Innenstadt wurde ein Kastanienbaum bewusst als âBio-Bienenhotelâ erhalten.
Im Tiergarten (Stadtpark 1) gab es im Rahmen des stĂ€dtischen Sommerferienprogramms 2018 erstmals den Workshop âMission Wildbieneâ. Dieser findet auch heuer wieder statt, und zwar am Mittwoch, 14. August. Angedacht ist im Tiergarten auch ein Infostand zum Thema Bienen.
Fazit
Neben den aktuellen und bereits lĂ€nger bestehenden BemĂŒhungen der Stadt braucht es ein gemeinsames Bekenntnis der Bevölkerung zum Schutz der Bienen: So sollen beispielsweise Unternehmen und Privatpersonen ihre GrĂŒnflĂ€chen, Balkone etc. und die Landwirte ihre Ăcker, Wiesen und Felder möglichst bienenfreundlich gestalten beziehungsweise bewirtschaften.
Zahlen und Fakten
- Zehn Bienen wiegen ein Gramm.
- Eine Biene fliegt in zwei Minuten einen und in ihrem ganzen Leben 8.000 Kilometer.
- Ein Kilogramm Honig entspricht der Lebensarbeit von 350 bis 400 Bienen.
- Oder anders gesagt: FĂŒr ein Kilogramm Honig mĂŒssen Bienen drei Kilogramm Nektar von BlĂŒten eintragen, 450.000 AusflĂŒge machen und 60.000.000 BlĂŒten besuchen. Die Flugstrecke aller Bienen reicht dafĂŒr sieben Mal um die Erde.
- Die Winterbiene wird bis zu sechs Monate alt, die Sommerbiene lebt nur sechs Wochen, wĂ€hrend der sie unermĂŒdlich Honig sammelt.
- Eine Bienenkönigin kann bis zu fĂŒnf Jahre alt werden sowie im Mai und Juni bis zu 2.000 bis 3.000 Eier legen. Eine Bienenlarve bekommt 2.000 Pflegebesuche.
- Aus befruchteten Eiern entstehen Arbeiterinnen (weibliche Bienen), aus unbefruchteten Eiern entstehen Drohnen (mÀnnliche Bienen). Jedes befruchtete Ei einer noch nicht drei Tage alten Arbeiterinnenlarve kann zu einer Königin werden. Nur diese legt Eier.
Zitate
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âWir wollen in unserer Stadt den Bienen das Ăberleben sichern. Vielen ist die Bedeutung der Bienen fĂŒr unsere Gesellschaft nicht bewusst. Die Honigbiene ist nach dem Schwein und dem Rind das drittwichtigste Nutztier. Deshalb mĂŒssen wir alle an einem Strang ziehen und uns fĂŒr den Schutz dieser Insekten einsetzen. Mit dem Aktionsplan âRettet die Bienenâ setzen wir einen weiteren Schritt, um die Lebensbedingungen der Bienen zu verbessern.â
Umweltreferentin VizebĂŒrgermeisterin Silvia Huber: âAls zustĂ€ndige Referentin war mir der Schutz der Bienen immer wichtig. Die StadtgĂ€rtnerei hat hier in den vergangenen Jahren bereits wichtige AktivitĂ€ten gesetzt. Bienen sind enorm wichtig fĂŒr die Umwelt und in weiterer Folge fĂŒr die Tier- und Menschheit. Ich danke allen Beteiligten fĂŒr die wertvolle Hilfe. Nur gemeinsam können wir diese nĂŒtzlichen Insekten retten!â
Bildtext PressegesprÀch:
V.l. Reinhard Habermayer (Obmann-Stellvertreter Welser Imker), BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl, VizebĂŒrgermeisterin Silvia Huber sowie Heinz Gruber und Michael Mayerhuber (beide Lebenshilfe Oberösterreich).
Bildhinweise: Stadt Wels (PressegesprÀch) sowie Erich Sinzinger (Imkerbilder). Bei Nennung Abdruck jeweils honorarfrei.