Wels-Kultur wird nachhaltiger und offener
Der Weg zu Leitbild und Plan
Nach der Gemeinderats- und BĂŒrgermeisterwahl 2015 einigten sich die drei im Stadtsenat vertretenen Gemeinderatsfraktionen auf mehrere âauĂer Streitâ gestellte Punkte fĂŒr die kommenden Jahre. Darunter befand sich auch die Erstellung eines Kulturleitbildes. Dies folgte nicht nur einer Empfehlung des Rechnungshofes, sondern sollte im Gegensatz zu frĂŒheren Versuchen auch der kulturinteressierten Bevölkerung die Möglichkeit geben, am Prozess teilzunehmen.
Nach Vorarbeiten in den Jahren 2016 und 2017 fiel der Startschuss fĂŒr das Projekt âKulturleitbild und Kulturentwicklungsplanâ im MĂ€rz 2018. FĂŒr die Koordination sorgte eine Steuerungsgruppe mit BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl, Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer, MBA, Projektleiter Mag. Thomas Sturmaier (Leiter Abteilung Bildung und Kultur), Mitgliedern des Gemeinderates sowie hausinternen und externen Experten. Die externe Begleitung ĂŒbernahm Sibylle SchĂ€fer, intern zustĂ€ndig war die Dienststelle Veranstaltungsservice und Volkshochschule (anfangs noch KulturaktivitĂ€ten).
Nach der öffentlichen Auftaktveranstaltung im September 2018 erfolgte im Oktober desselben Jahres die PrĂ€sentation einer weiteren BĂŒrgerbeteiligung am Prozess: NĂ€mlich die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema Kultur unter der Welser Bevölkerung durch die Market Marktforschungs GmbH & Co KG. Bis Dezember 2018 brachten anschlieĂend Kulturinteressierte, KĂŒnstler, Veranstalter und Kulturschaffenden ihre Ideen und VorschlĂ€ge in drei Workshops ein.
Aus den Ergebnissen entstand ein erster Rohentwurf, den die Gemeinderatsfraktionen um ihre Formulierungen ergĂ€nzten. Zwischen Mai 2019 und April diesen Jahres bereitete die â mittlerweile erweiterte â Steuerungsgruppe in acht Sitzungen den Text zur Endredaktion durch den externen Experten MMag. Thomas Philipp vor. AnschlieĂend hatten die Parteien nochmals die Gelegenheit zu Stellungnahmen. Nach letzten AbĂ€nderungen im Kulturausschuss beschloss der Gemeinderat schlieĂlich Leitbild und Plan am Montag, 19. Oktober mit Stimmenmehrheit.
Das Kulturleitbild
Das kulturelle SelbstverstĂ€ndnis der Stadt Wels drĂŒckt sich in folgenden Leitlinien aus:
- Die Stadt Wels sieht sich als Zentrum einer prosperierenden Kulturregion.
- Die Stadt Wels ist sich darĂŒber bewusst, dass Kunst und Kultur wesentlich zur Attraktivierung der Stadt und zur Standortsicherung beitragen.
- Die Stadt Wels fördert die Vielfalt des kulturellen Lebens vor Ort.
- Die Stadt Wels setzt sich zum Ziel, die ZugĂ€nge zu Kunst und Kultur fĂŒr alle Bevölkerungsgruppen so einfach wie möglich zu gestalten.
- Die Stadt Wels bringt sich aktiv in einen laufenden und offenen Dialog mit allen Kunst und Kulturschaffenden ein.
- Die Stadt Wels treibt den Kulturaustausch auf der lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Ebene voran.
- Die Stadt Wels anerkennt die besondere Bedeutung von ehrenamtlicher Arbeit im Kunst und Kulturbereich.
- Die Stadt Wels bekennt sich zu ihrem kulturellen Erbe.
- Die Stadt Wels setzt sich dafĂŒr ein, das Interesse von Kindern und Jugendlichen an Kunst und Kultur zu wecken.
- Die Stadt Wels kĂŒmmert sich bewusst um die Weiterentwicklung des Kunst- und Kulturbereichs und damit verbundener Innovationen.
- Die Stadt Wels unterstĂŒtzt die Vernetzung von Kunst- und Kultureinrichtungen mit Institutionen und Initiativen aus anderen Bereichen.
- Die Stadt Wels entwickelt und setzt MaĂnahmen entlang der hier festgelegten kulturpolitischen Leitlinien.
Der Kulturentwicklungsplan
Der Kulturentwicklungsplan enthĂ€lt konkrete MaĂnahmen zu den Bereichen Publikum, Infrastruktur, Marketing, Förderung und Programm. Bei Bedarf wird der Welser Kulturbeirat in die Umsetzung der MaĂnahmen des Kulturentwicklungsplans miteingebunden. Nachstehend die wichtigsten Punkte:
Die Kunst- und Kultureinrichtungen werden dabei unterstĂŒtzt, Publikum zu gewinnen und langfristig zu binden. FĂŒr Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre stellt die Stadt Ressourcen fĂŒr Kulturvermittlungsprogramme zur VerfĂŒgung. Zudem erarbeitet sie mit den Kultur- und Familienvereinen sowie den KindergĂ€rten und Schulen ein Konzept fĂŒr eine Kinder- und Jugendkulturwoche im Ferienprogramm.
FĂŒr Menschen von 18 bis 29 Jahren intensiviert die Stadt ihre BemĂŒhungen, den Standort fĂŒr diese Altersgruppe durch kulturelle Veranstaltungen attraktiv zu halten. Die Entwicklung familienspezifischer Kulturangebote mit generationenĂŒbergreifenden Schwerpunkten ist zentral fĂŒr die Zielgruppe von 30 bis 60 Jahren. SchlieĂlich prĂŒft die Stadt auch, ob Menschen ĂŒber 60 Jahre den Aktivpass auch fĂŒr nichtstĂ€dtische Veranstaltungen nutzen können.
Im Bereich Infrastruktur soll es fĂŒr die VeranstaltungsstĂ€tten der Stadt ein MobilitĂ€tskonzept geben. Aus ihm soll hervorgehen, mit welchen Verkehrsmitteln die GĂ€ste kulturelle Veranstaltungen abseits des motorisierten Individualverkehrs optimal erreicht werden können. Zudem prĂŒft die Stadt den Ausbau des Kulturangebotes fĂŒr die Stadtteile in den bereits vorhandenen (möglichen) SpielstĂ€tten.
Um die zukĂŒnftig geplanten MaĂnahmen fĂŒr den Kunst- und Kulturbereich vorzustellen und neue Anregungen aufgegriffen werden, plant die Stadt einen jĂ€hrlichen Informationstag. Ein weiterer wichtiger Punkt im Bereich Marketing ist ein Kulturmentoring-System fĂŒr Menschen mit erschwertem Zugang zu Kunst und Kultur. Als Vermittler sollen vor allem alte und Ă€ltere Menschen gewonnen werden.
Bei den Förderungen sollen jĂ€hrliche Schwerpunkte definiert werden, um eine zielgerichtete Kulturpolitik zu ermöglichen. Zudem entwickelt die Stadt ab einer zugesagten Jahresförderungssumme von 2.000 Euro ein Modell fĂŒr mehrjĂ€hrige FördervertrĂ€ge mit Zielvereinbarungen (davon ausgenommen sind Projektförderungen).
Die Stadt unterstĂŒtzt auch die Entwicklung von in der Stadt bisher nicht prĂ€senten und/oder innovativen Programmen im Kunst- und Kulturbereich. Weiters setzt sie sich fĂŒr die Erhaltung und nachhaltige Nutzung kulturhistorisch wertvoller Bausubstanz in Wels ein. Bei der Entwicklung des gesamten Stadtgebietes soll Kunst und Kultur konsequent â etwa durch Kunst am Bau â mitgedacht werden.
Zitate
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âDer Kulturentwicklungsplan ermöglicht, dass die Kulturpolitik und die Kunst-Szene kĂŒnftig noch besser zusammenarbeiten. Zudem sollen freischaffende KĂŒnstler leichter Antworten auf Fragen rund um Marketing, Förderungen oder dem Ausbau des Kulturangebots erhalten.â
Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer, MBA: âEin Kulturentwicklungsplan versteht sich als Grundlage fĂŒr einen stetigen Entwicklungsprozess, legt die Basis fĂŒr Nachhaltigkeit und soll den Kunst- und Kulturschaffenden eine strategische RĂŒckendeckung bieten. Der vorliegende Kulturentwicklungsplan ist nur ein Minimalkonsens und bietet nur im Ansatz die Möglichkeit neue Akzente zu setzen."
Fraktionsobmann Gemeinderat Markus Wiesinger: âWir haben es trotz aller Unterschiede geschafft, ein eindeutiges Bekenntnis zur Kultur an Leitlinien zu knĂŒpfen. Dies erfolgte in einem Rahmen der eng genug ist, um Verbindlichkeit herzustellen und weit genug, um Entwicklungen zuzulassen.â
Im Bild (v.l.):
Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer, MBA, BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl und Fraktionsvorsitzender Gemeinderat Markus Wiesinger.