Neue Erkenntnisse ĂŒber ehemaliges KZ in Wels
Darin fasst der Autor zunĂ€chst die bereits bisher bekannten Forschungserkenntnisse zusammen. Demnach bestand das Lager Wels II, das in historischen Dokumenten hĂ€ufig nur als âWelsâ bezeichnet wurde, von 25. MĂ€rz bis 13. April 1945. Nachdem am 25. MĂ€rz 1.000 HĂ€ftlinge aus Mauthausen im Lager eintrafen, kamen einen Tag spĂ€ter weitere 1.000 HĂ€ftlinge aus dem Lager Ebensee dazu. Diese mussten in zwei Schichten (HĂ€ftlinge aus Ebensee in der Tagschicht, HĂ€ftlinge aus Mauthausen in der Nachtschicht) bei AufrĂ€umarbeiten am Bahnhof Wels arbeiten.
Standort des Lagers nun erforscht
WĂ€hrend das Bestehen des Lagers Wels II bereits belegt und erforscht war, gab es ĂŒber den genauen Standort bisher keine definitive Festlegung. Bekannt war nur, dass die HĂ€ftlinge in einer nicht umzĂ€unten Halle oder in einer Schule ohne jegliche Einrichtungen (keine KĂŒche, keine SanitĂ€ranlagen usw.) mit Stroh am Boden untergebracht waren. Das Essen wurde zum Lager geliefert. Mit den bereits bekannten Angaben und dank eines Zeitzeugens konnte Historiker Dr. Freund das GebĂ€ude mit der 1938 am Welser MessegelĂ€nde errichteten ReichsnĂ€hrstandshalle (spĂ€tere âHalle der Nationenâ; 1984 durch einen Brandanschlag zerstört) identifizieren.
Fest steht, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen im Lager Ă€uĂerst hart waren. Die HĂ€ftlinge mussten trotz des vorherrschenden nasskalten Wetters nur mit einem dĂŒnnen Anzug bekleidet Arbeiten im Freien verrichten. Der Austausch von 400 kranken durch 400 arbeitsfĂ€hige HĂ€ftlinge aus Ebensee am 6. April deutet laut Autor Dr. Freund auf die Schwere der Bedingungen hin.
Zwei jĂŒdische HĂ€ftlinge sollen ermordet worden sein, zwei oder vier sowjetische HĂ€ftlinge (unterschiedliche Aussagen) sollen nach einem Fluchtversuch erhĂ€ngt worden sein. Eine unbekannte Zahl an Inhaftierten starb an den Entbehrungen.
Am 13. April 1945 wurde das Lager gerĂ€umt und alle HĂ€ftlinge nach Ebensee evakuiert. Die Transporte dĂŒrften zahlreiche Todesopfer gefordert haben. So meldete der Lagerarzt von Ebensse insgesamt 54 Personen âaus dem Arbeitskommando Welsâ als verstorben.
Vor Mai 1945 ĂŒbergab ein SS-Offizier insgesamt 180 unbekannte Tote an die Friedhofsverwaltung Wels. Da nur 1.773 der ursprĂŒnglich 2.000 HĂ€ftlinge nach Ebensee ĂŒberstellt wurden, lassen sich diese Toten laut Historiker Dr. Freund dem KZ Wels II zuordnen.
Zum Gedenken an die Opfer sowie zur Erinnerung an die schrecklichen Vorkommnisse im Lager Wels II werden die Stadt Wels und die Messe Wels GmbH im kommenden Jahr eine Gedenktafel im Welser MessegelĂ€nde (im Park vor dem ehemaligen MessebĂŒro) aufstellen.
Offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt Wels zur Reichspogromnacht
Unter dem Motto âNiemals vergessenâ veranstaltet die Stadt Wels auch heuer wieder eine offizielle Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht. Diese findet am Freitag, 8. November um 17:00 Uhr im Pollheimerpark (Mahnmal fĂŒr die Welser Juden) statt.
Musikalisch umrahmt wird die Gedenkveranstaltung vom Gospelchor Wels â Choice of Voice. Die SchĂŒler der NMS 5 MozartstraĂe wĂŒrdigen mit ausgewĂ€hlten TextbeitrĂ€gen das Schicksal der Opfer der Reichspogromnacht.
Zitate
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl: âGedenken lĂ€sst sich nicht verordnen. Wir mĂŒssen aber alles daransetzen damit die Erinnerungen an die GrĂ€uel von damals nicht vergessen werden. Solch ein Unrecht darf sich nie mehr wiederholen.â
MesseprĂ€sident Hermann Wimmer: âEs ist mir ein besonderes Anliegen mit dieser Gedenktafel alle Besucher der Messe Wels zum Nachdenken anzuregen. Denn es ist unsere Pflicht an einem Ort wie diesem an die Geschehnisse von damals zu erinnern.â
Bildtext:
BĂŒrgermeister Dr. Andreas Rabl und MesseprĂ€sident Hermann Wimmer besichtigten bereits den Platz, an dem die Gedenktafel aufgestellt wird.